Aphrodisiaka

Die Erektion geht durch den Magen, kann man frei nach dem alten Sprichwort „Liebe geht durch den Magen“ sagen. Denn, dass Liebe und steifer Penis für die Allgemeinheit, vor allem die männliche, gleichzusetzen sind, zeigte die kürzlich durch die Erektionspille Viagra ausgelöste Hysterie. Hauptsache er steht, egal ob es dazu ein Gegenstück gibt, das ihn gerne dazu bringt, nicht mehr zu stehen. Das Wort Aphrodisiakum stammt aus dem Griechischen, benannt nach der Göttin der Schönheit und der sinnlichen Liebe, Aphrodite. Der Name kommt von einer Frau, die meisten Aphrodisiaka sind allerdings für die Herren der Schöpfung bestimmt. Schon seit uralten Zeiten scheuen sie vor keinem noch so exotischen Kraut zurück, um steif zu werden. Ob sie nun Stierblut trinken, geraspelte Tigerschwänze kauen oder Nashornhörner aussaugen. Wenn es um den Phallus geht, ist keiner heikel. Ganze Tierarten sind bedroht, vor allem in Asien, einem traditionellem Lieferanten von lendenaufweckenden Mittelchen. Hierzulande rollt der Rubel in den Sexshops, wo jede Menge Pillen, Tröpfchen und Pülverchen angeboten werden. Deutsche Apotheker verdienen jährlich 21 Milliarden an den verschiedenen Geilheitstinkturen. Die meisten wirken hauptsächlich suggestiv. Und auch hier gilt, umso mehr man bezahlt, umso größer ist der Glaube an die Wirkung. Selbst Sexshopbetreuer geben zu, dass das Zeug eigentlich harmlos ist, es schadet nicht, wirkt aber auch nicht. Es tut nur dem Bankkonto der Dealer gut. „Sie springen bestimmt nicht vor Lust an den Kronleuchter, diese Pillen wirken lediglich allgemein anregend.“, erklärt einer, der es wissen muss. Oftmals enthalten sie nicht mehr als einen Vitamincocktail aus Vitamin C und B und Koffein. Und das kann man sich am Obststand oder in der Drogerie nun wahrlich billiger beschaffen. Eine kräftige Fleischbrühe oder ein Glas Zitronensaft mit Honig tun es auch. Da fehlen allerdings so anmachende Namen wie Enthemmunstropfen, Potenzholz-Dragees, Liebesperlen, Dauer-Bumser-Dragees oder spanische Fliege. Überhaupt gelten viele Nahrungsmittel als luststeigernd wie zum Beispiel Spargel. Diese langen Dinger mit dem eichelartigen Köpfchen sind auf jeden Fall optisch anregend, wenn sie eins nach dem anderen in einem sinnlichen Mund verschwinden. Auch Austern, Sellerie und Mangos sollen direkt das Blut in den Unterleib jagen. In Ägypten werden logischerweise die Lustmittel gleich auf dem Gewürzmarkt verkauft. Halblegal wohlgemerkt. Die Händler bewahren die Tröpfchen und Pasten in zugedeckten Plastiktöpfchen im hintersten Teil ihres Ladens auf.


Die pharaonischen Lustheber haben natürlich keinen Beipackzettel und man muss den Aussagen des Erektionsdealers vertrauen: die Ingredienzien sind angeblich Schwarzkümmel, Muskatnuss und Datteln. Und auch Rhinozerushörner sollen darin verarbeitet sein. Im fernen Sibirien setzt man auf Pferdewurst, die drei Stunden lang gekocht wird und den Mann zum Hengst machen soll. In Usbekistan trinkt man Wodka, in dem ein Monat lang eine Wurzel namens Goldrute eingelegt wurde. Und auch das Innere eines Elchgeweihs soll Wunder in der Hose bewirken. Was dem Elchtest noch eine andere Dimension hinzufügt. In Hongkong wiederum kann man die Liebespillen in jeder normalen Drogerie erstehen, leicht erkenntlich an den Bildern von Paaren in eindeutigen Positionen. Der Beipackzettel, hier zumindest vorhanden, schweigt sich über den Inhalt der kleinen Lustkapseln allerdings aus. Das Rezept ist streng geheim und wurde von Dynastie zu Dynastie weitergegeben. Früher waren die Aphrodisiaka dem Herrscherhaus vorbehalten. Auch Indien, die Heimat des Kamasutras, hat einiges zu bieten auf diesem Gebiet. Ayurveda, die alte Medizinkunst Indiens, die immer mehr auch von Europäern in Anspruch genommen wird, hat in ihrem Medizinangebot ganz selbstverständlich auch Lustförderndes. Zum Beispiel Stamina, Kräuterkapseln für Energie und Lebenskraft. Das Hauptingredienz ist Ashwagandha, das die Testosteronproduktion steigert. Auch hier finden wir wieder Muskat wie bei den Ägyptern. Die ältesten Aphrodisaka sind die seit alters her bekannten Drogen wie Alkohol, Kokain, Opium und Marihuana. Diese sind sicherlich wirksamer als die Mittelchen aus dem Sexshop, dafür aber verboten, außer dem Alkohol, und natürlich gefährlicher. Kokain wird nicht nur geschnupft, sondern gerne auch auf die Genitalien aufgetragen. Die Droge betäubt lokal und zögert somit den Höhepunkt hinaus. Drogen wie Alkohol wirken allerdings nur in Maßen libidosteigernd. Siehe auch Bier. Bei größerem Konsum ist das Gegenteil der Fall. Es herrscht Windstille im Ehebett.

Siehe auch: Anaphrodisiakum, Austern, Bier, Brennnessel, Chili, Cholesterin, Drogen, Elixier d Egypte, Enthemmungstropfen, Haschisch, Koriander, Liebessalben, Lustschrei, Maripuama, Pheromone, Potenzmittel, Rot, Schokolade, Spanische Fliege, Ständertropfen, Viagra, Weizenkeime, Yohimbe