Gummifetischismus

Das beliebteste Sexspiel der 90iger ist das Gummi-Spiel. Im Ikeaschrank so mancher netter Männer und Frauen von nebenan hängen hautenge Tops, Minis und Ganzkörperanzüge aus Gummi. Was früher Pelz und Seide war, ist heute das erotisierende Latex. Der Stoff, der meist aus Südamerika und Malaysia kommt, liegt ganz eng am Körper an und verursacht ein Gefühl des Eingeengtseins. Der in Kautschuk gepackte Körper wirkt ganz künstlich, ähnlich einer Skulptur. Alles ist sichtbar, unter der dünnen, elastischen Gummischicht. Außerdem soll das Material die Sensibilität des Trägers extrem steigern. Gummikleider sind ziemlich teuer und halten nicht länger als zwei Jahre, da der Schweiß und andere Körperausscheidungen das Material angreifen. Auch die Haut kann durch das Gummi gereizt werden. Sie kann unter den hautengen Latexteilen nicht atmen, es ist wie in einem Brutkasten. Die Folge sind Rötungen und Pickel. Zu einem richtigen Outfit gehören auch Gummistiefel, die sich der Liebhaber in Angler- oder Bootszubehörgeschäften besorgen kann.

Besonders geil sind Ganzkörperanzüge mit eingearbeitetem Analstöpsel (siehe Butt-Plug). Die größte S/M-Szene der Welt ist in London, dort sind auch die bekanntesten Gummi-Schneider ansässig. Überhaupt ist der Latexkult eine europäische Sache. Nur in den USA gibt es noch eine kleinere Gummiszene. Aber warum Gummi und nicht sinnlich, fließende Materialien wie Seide und Pelz. Ist das die Antwort auf Aids? Das Spiel mit Stoffen, die eigentlich auf Krankenhausbetten als Unterlage dienen. Körperkontakt nur in Ganzkörperanzügen, die aussehen wie die Anzüge der Leute vom Katasthrophenschutz oder der Seuchenverhinderung wie im Film `Outbreak´? Viele begnügen sich eben nicht nur mit einem Latexverhüterli auf dem Pimmel, sie wollen den hermetischen Ganzkörperschutz. Andere meinen, dass man sich mit dem Ganzkörpergummischutz selbst wie ein riesiger Schwanz vorkommt. Also ein Phalluskult oder doch eher Erinnerung an die erste orale Befriedigung mit dem Gummischnuller? Der größte Anbieter für Gummisachen in Deutschland ist die Firma Kunzmann. Sie sitzt im idyllischen Schwarzwald, hat 20.000 Artikel im Angebot und beliefert damit die Gummiszene der ganzen Welt.

Siehe auch: Fetisch, Gummischürze, Klepper, Lack, Latex, Liquid Latex, Regenmantel, Schwimmflügel